Hochgeachteter Herr Schultheiß!
Beiliegend der erste Bogen des technischen Gutachtens, der die climatischen Verhältnisse enthält. Da der Bogen be reits abgezogen ist, so kann eine Bei lage in demselben nicht mehr erwähnt werden. Dieß hindert natürlich nicht, gleichwol eine Beilage anzufü gen. Ich habe den Eindruck empfan gen, es sollte sich aus den gestern in Olten vorgelegten Acten eine über die Schneefallverhältnisse viel Licht verbreitende Zusammenstellung machen lassen. Sehr werthvoll wäre es, in den Besitz von Angaben über die Ko sten des Schneebruches am Splügen (über den Lucmanier führt aber| keine Straße) zu gelangen. Eine Ver gleichung zwischen den Schneebruchkosten am Gotthard & am Splügen wäre ungemein belehrend. Vielleicht könnten Sie sich zu diesem Ende hin an 1 Hrn. Knüsel wenden. Wenn etwa das Eidg. Zolldepartement die daherigen Materialien bei Bündten reclamiren würde, so könnte dieß wohl am wenig sten auffallen & würde wohl nicht als Sammlung von Material für die Al penbahnfrage aufgefaßt!
Herr Beckh wird mit Herrn Arnold Escher v. d. Linth noch ein geologisches Profil für den nunmehr vorgeschlagenen Tunnel entwerfen. Dasselbe würde dann in Zürich lithographirt, um Wurster & Cie. nicht auch noch hiefür in Anspruch nehmen zu müssen.
Den Brief Kollers mit einigen Be | richtigungen, beziehungsweise Fragen, habe ich Hrn. Beckh zugestellt.
Bis an die Kostenberechnungen über die Varianten «Abfrut» & «Hospen thal» (welche wohl bei der Italienischen technischen Commission nicht sehr stark in's Gewicht fallen werden), werden alle Beilagen zu dem Gutachten in französischem Texte morgen Abend nach Turin abgegangen sein. Dieß als Antwort auf Ihre geschätzte Depe sche von heute Abend.
Die 30 Exemplare des commerziel len Gutachtens sind vom General secretariate, wie es mir eben berich tet, unmittelbar nach Eingang der daherigen telegraphischen Depesche auf die Post gelegt worden.
In Beilage beehre ich mich, Ihnen gemäß Ihrem Wunsche ein Exemplar| des der Bülach–RegensbergerBahn unternehmung zu Grunde liegenden Vertrages, sowie den Kostenvoran schlag sammt 2 Beilagen (letztere im Originale) zu übersenden. Darf ich Sie um möglichst beförderliche Rück sendung des Kostenvoranschlages bit ten, dessen ich in den nächsten Sitzun gen der Direction der N.O.B. be nöthigt sein dürfte.
In freundschaftlicher Hochachtung
Ganz Ihr
Dr A Escher
Zürich
13 Januar 1865.
Abends 10 Uhr.