Hochgeachteter Herr Regierungsrath!
Verzeihen Sie mir, daß ich Ihr geschätztes Schreiben v. 5 dß. bis jetzt nicht beantwortet habe. Buchstäblich gesagt, war in den letzten Wochen jede Minute meiner Zeit mit Beschlag belegt. Auch jetzt muß ich auf das Vergnügen verzichten, eine Reihe von Puncten, welche auf die Gotthardt Angelegenheit Bezug haben, mit Ihnen durchzusprechen: ich zähle darauf, künftigen Samstag bei Anlaß der Collaudation der Zürich–Zug–Luzerner Bahn mit Ihnen zusammenzutreffen & dannzumal Gelegenheit zu finden, jene Puncte mündlich & darum um so gründlicher mit Ihnen zu erörtern.
Der Zweck meiner heutigen Zei| len besteht wesentlich darin, Ihnen mitzutheilen, daß sich Herr Director Stoll für künftigen Donnerstag & Freitag zu Ihrer Verfügung stellt, um als Mitglied der Commission für das commerzielle Gotthardt-Gutachten den Verhandlungen Ihrer Commission betreffend das technische Gotthardt-Gutachten beizuwohnen. Die Berathungen werden voraussichtlich 2 Tage in Anspruch nehmen & darum stellt Hr. Dir. Stoll 2 Tage zu Ihrer Verfügung. Nach allen Mittheilungen, die mir zugekommen sind, erscheint es als im höchsten Grade wünschbar, daß das technische Gutachten nebst dem commerziellen bald veröffentlicht werde. Ich möchte daher sehr darauf dringen, daß die Tagfahrt vom nächsten künftigen Donnerstag & Freitag angenommen werde. Ich werde die Angelegenheit mit Hr. Dir. Stoll, bevor| er nach Luzern geht, durchsprechen, so daß er meine sachbezüglichen Ansichten kennen wird.
Erlauben Sie mir, daß ich die Briefe, welche Sie mir zur Einsichtnahme zu übersenden die Gewogenheit hatten, angebogen zurückbegleite. Ich behalte mir vor, künftigen Samstag über den Inhalt derselben mit Ihnen Rücksprache zu nehmen.
Ihrer gef. Rückäußerung zu handen des Hr. Dir. Stoll entgegensehend verbleibe ich in ausgezeichneter Hochachtung
Ihr freundschaftlich ergebener
Dr A Escher
Belvoir
15 Mai 1864.
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✲Nachträgliche Notiz oben rechts auf Seite 1 von dritter Hand mit Bleistift: «15. Mai 64. »