Hochverehrter Herr Präsident!
Ich bitte Sie anmit mich gütigst entschuldigen zu wollen, daß ich mich zu der auf gestern Abend anberaumten Sitzung in Zürich nicht eingefunden habe. Ich bin aus Bern etwas unwohl zurükgekommen & sodann noch durch die abschließliche Ordnung des Placement der Subventionsgelder in Anspruch genommen worden. –
In Bern habe ich in Sachen der Gotthardbahn nichts Neues von Bedeutung erfahren, als daß die | Verhandlung der Delegirten der schweiz. Subvenienten auf Ende des Monats hinausgeschoben worden ist & daß mir Hr. Bundespräsident Dr. Heer dermalen weniger Vertrauen in eine endliche glükliche Lösung zu haben schien, als dieß vor einigen Wochen der Fall war. Ob der Rüktritt Zanardelli's für die Entscheidung in Rom fördernd oder hemmend sein wird, darüber sind die Ansichten getheilt. Hr. Dr. Heer fürchtet, daß in diesem Rüktritt der Anfang zur Auflösung des Ministeriums Depretis liegen | dürfte, gewärtigt übrigens von Pioda noch nähern Bericht. –
Nächsten Mitwoch muß ich wieder nach Bern. Bis dahin stehe ich jederzeit zur Verfügung. –
Genehmigen Sie die erneute Versicherung ausgezeichnetster Hochachtung von Ihrem
freundschaftlich ergebenen
J. Zingg.
Luzern d. 16. Nov. 77.