Hochverehrter Herr & Freund!
Wenn ich Ihnen erst heute auf Ihre freundlichen Zeilen vom 22. dss. Mon. antworte, so wollen Sie den Grund dafür in meinem Bestreben erblicken, Ihnen auf Ihre Anfrage eine möglichst bestimmte & erschöpfende Antwort zu geben. Die mittlerweile eingezogenen Erkundigungen setzen mich in den Stand, Ihnen heute eine solche zukommen zu lassen.
Die Frage,
«zu welchen Beträgen die Actien &
Obligationen der Gotthardbahn sich |
noch in den Händen des Finanzconsortiums
befinden»,
beantworte ich auf Grund der Acten, welche ich mir von der Schweizerischen
Creditanstalt, bekanntlich einem Mitgliede des Finanzconsortium's, habe geben lassen, folgendermaßen:
Von den Actien im Betrage v. Fr. | 34,000,000 |
& von den Obligationen I II & III Serie im Gesammtbetrage von | 48,000,000 |
zusammen | 82,000,000 |
befanden sich am 23. März 1876 noch in den Händen des Consortium's, | 4,335,500 |
so daß also bis zu diesem Tage | 77,664,500 |
an das Publicum begeben waren. Am 23. März 1876 wurde der noch nicht begebene Rest von Fr. 4,335,500 durch die | Geschäftsleitung des Consortium's, die Disconto-Gesellschaft in Berlin, unter die Mitglieder des Consortiums1 nach Maaßgabe ihrer Betheiligung vertheilt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die letztern seit dem 23. März 1876 den ihnen zugestellten Rest der Gotthardpapiere, wenn nicht ganz, so doch zum größten Theile veräußert haben.
Hoffend, daß Ihnen dieser, wie gesagt, actenmäßige Aufschluß genügen werde, stelle ich mich für jede weitere Auskunft, die Sie etwa noch wünschen möchten, mit Vergnügen zu Ihren Diensten.
Der drohende Zeiger der Uhr mahnt mich, daß es Zeit ist, nach Luzern aufzubrechen. Ich kann Ihnen da| her nur noch die herzlichsten Grüße von Lydie2 & mir an Sie & Ihre hochverehrte Frau Gemalinn3 übersenden.
In warmer Verehrung
ganz Ihr
Dr A Escher
Zürich
26 Juli 1877.
Kommentareinträge
1Eine Übersicht über die Mitglieder des Finanzkonsortiums sowie über deren Beteiligungssummen an der Gotthardbahn-Gesellschaft findet sich im Geschäftsbericht der Gotthardbahn-Gesellschaft sowie bei Jung, Escher. Vgl. Geschäftsbericht GB 1872, S. 8; Jung, Aufbruch, S. 659.
2 Lydia Escher (1858–1891), Tochter von Augusta und Alfred Escher.
3 Bertha Mathilde von Roeder-Ausset (1816–1895), aus Vevey, verwitwete von Gycko; ab 1839 zweite Ehefrau Roeders.