Zürich, 1. August 1876.
Hochgeachteter Herr Präsident!
Da die Gotthardkommission ihre Verhandlungen schon gestern beendigte, so unterließ ich es, Ihnen zu telegraphiren, in der Hoffnung, Ihnen diesen Morgen mündlich referiren zu können. Leider konnte ich aber erst nach 11 Uhr vom Bureau abkommen & habe Sie dann auf Ihrem Bureau nicht mehr getroffen.
Die ganze gestrige Verhandlung drehte sich um den Modus der Anhandnahme der Kommissionsarbeiten. Es stunden sich dießfalls zwei Ansichten gegenüber. Die eine – vertreten durch die Herren Koller & Schenk – wollte die in dem Ihnen bekannten Programm aufgestellten Fragen, in drei Gruppen eingetheilt, an drei verschiedene Kommissionen verweisen. Die andere Ansicht – vertreten | Herrn Bundesrath Heer & meiner Wenigkeit – wollte die ganze Sache an eine Kommission von 5 Mitgliedern weisen & dieser die Ermächtigung ertheilen, für spezielle Punkte unter Umständen Fachmänner beizuziehen sowie auch ihr einen ständigen Sekretär beigeben, damit ihre Arbeiten in 4–6 Woche zum Abschluß gebracht werden können. Für die letztere Ansicht wurde namentlich geltend gemacht, dass auf diesem Wege allein eine einheitliche Beantwortung der Fragen, welche alle unter sich im engsten Zusammenhang stehen, gesichert werde & man bei einer Zersplitterung der Behandlung der verschiedenen Fragen sich darauf gefaßt machen müßte, einen abschließlichen Kommissionalbericht erst nach vielen | Monaten zu erlangen. Bei der Abstimmung siegte die letztere Ansicht mit großer Mehrheit & die Kommission wurde auf den Vorschlag des Herrn Heer bestellt aus den Herren Bridel, Maey, Moser, Sailer & Wetli. Dieselbe wählte sodann zu ihrem Präsidenten Herrn Sailer. Als Sekretär wird ihr Ingenieur Dapples beigegeben werden. Man hat allgemein angenommen, daß sie bis Ende August ihre Arbeiten soweit fördern könne, um solche alsdann einer Plenarberathung der Kommission unterstellen zu können.
Ueber Weiteres mündlich. Herr Welti konnte der Kommissionssitzung nicht beiwohnen.
Hochachtungsvollst
Ihr
Stoll.