Zürich, 20. November 1871.
Hochgeachteter Herr Präsident!
Wie Ihnen ohne Zweifel bereits bekannt, so hat die Gemeinde Wald gestern mit großer Mehrheit für Wald–Rüti entschieden. In Folge dessen ist von den, den übrigen interessirten Gemeinden angehörenden, Mitgliedern des Vollzeichnungskomité dem Kantonsrathe heute ein Konzessions-Gesuch für eine Linie Effretikon– Hinweil-Bubikon resp. Effretikon–Hinweil– Rüti eingereicht worden.
Theils vorgestern, theils heute wurde ich einerseits von Herrn Fürsprech Meili, anderseits von den Herren Bietenholz & Friedöri in Pfäffikon besucht. Dieselben wollten sich erkundigen, ob bei der NOB. Geneigtheit vorhanden sei, zur Ausführung eines, der veränderten Sachlage gemäß, modifizirten Bahnprojektes mitzuwirken. Ich erwiederte: Die Eventualität des Wegfalls von Wald sei bei den sachbezüglichen Verhandlungen unserer Direction niemals in Betracht gezogen worden, | weshalb ich mich auch nicht in der Lage befinde, Ihnen über die Intentionen derselben in dieser Frage einen bestimmten Bescheid geben zu können. Die Direction habe sich aber bei dem Projekt Effretikon–Wald nicht allein um der Gemeinde Wald willen, sondern im Interesse der ganzen dortigen Gegend betheiligen wollen & darum hege ich persönlich auch keinen Zweifel daran, daß nicht die NOB., innerhalb gewisser Grenzen, auch ihre Mitwirkung zur Ausführung eines in einen engern Rahmen gefaßten Projektes eintreten lassen werde. Damit waren die Herren beruhigt.
Bei diesen Anlaß habe ich in möglichst behutsamer Weise zu sondiren gesucht, welche Aufnahme sich der Plan, die Linie auf Effretikon –Wetzikon zu beschränken & Hinweil mit der bewußten Stations–Anlage abzufinden, in den betreffenden Kreisen | zu erfreuen haben würde. Ich habe mich aber sofort überzeugen müssen, daß die Zeit für diesen Plan noch nicht gekommen ist & daß die NOB. nur ihre Stellung gefährdet, falls sie solchen gegenwärtig weiter verfolgen will. Obschon sich jener Plan selbst für Hinweil empfehlen dürfte, so fehlt daselbst doch jetzt noch die nöthige Resignation. Und bei den übrigen Gemeinden findet er in diesem Stadium aus dem Grunde noch keine Einigung, weil sie fürchten, sich durch eine entgegenkommende Haltung eines Verrathes an ihrem Bundesgenossen – Hinweil – schuldig zu machen.
Nach Gestalt der Dinge war die Einreichung eines Konzessions-Gesuches für Effretikon –Bubikon resp. Rüti wohl das Zweckmäßigste. An den V.S.B. wird es nunmehr sein, sich mit Hinweil abzufinden, damit schließlich die Linie auf Effretikon– Wetzikon beschränkt werden kann, wozu freilich eine abermalige Konzessions-Abänderung noth| wendig sein würde. Jene Abfindung wird kaum auf unüberwindliche Schwierigkeiten stossen & ist sie einmal erfolgt, so werden sich alle nördlich von Hinweil gelegenen Ortschaften gerne mit dem Projekt Effretikon –Wetzikon befreunden.
Die Linie Saland –Pfäffikon –Uster wird in Pfäffikon für einmal nur sehr wenige Anhänger finden.
Ich wollte nicht ermangeln, Sie hierdurch über die Sachlage zu unterrichten.
Mit unwandelbarer Verehrung
Ihr ergebenster
Stoll.
P. S.
Ueber den brillanten Erfolg unseres neuen
Anleihens ist Ihnen bereits telegraphisch
berichtet
worden.