... Es scheint eine eigentliche Verschwörung hinsichtlich der auswärtigen Politik gegen uns Züricher, speziell gegen uns Beide, und vielleicht am allerspeziellsten gegen Dich im Gange zu sein. Je nach der Entwicklung dieser Angelegenheit dürfte es vielleicht doch am Platze sein, die Herren einmal zu zwingen, die Maske der Anonymität abzulegen und mit der Sprache, so bestimmt als sie es können, herauszurücken, wobei es sich dann bald ergeben wird, daß man es mit Verleumdungen ins Blaue hinaus zu thun hat. Es wird mich sehr interessieren, Deine Ansicht darüber zu hören.
Diesen Morgen las ich zu meinem großen Erstaunen die Motion von Oberst Hans Wieland im Großen Rat zu Basel für eine zu gründende Eidgenössische Hochschule. Die Redaktion ist nicht als auffallend. Es sieht aus, wie wenn der Bundesrat mindestens, wenn nicht die Bundesversammlung, in Sachen einen Beschluß gefaßt hätte. Hat etwa die «moralische Bundesregierung», die Camarilla, zu deren Eingeweihten der Herr Oberst auch zählt, ein Dekret erlassen? Will man etwa in Benutzung von Mißstimmungen punkto eidgenössische Politik nach außen. Aufhebung des Klosters Rheinau, angesichts eines gewissen Neides, der sich gegen Zürich wegen des Gelingens seiner großen industriellen Unternehmungen regt, unserm Kanton einen Schlag versetzen? Sind etwa noch andere Zwecke, die man gleichzeitig zu verwirklichen sucht, im Hintergrunde? Arbeiten die vorhin besprochenen Verleumdungen mit im Dienste dieser Kombination? Ueber die hier gestellten und andere Fragen von Dir Ansichtsäußerungen zu vernehmen und namentlich auch von Dir zu erfahren, ob das Departement des Innern oder der Bundesrat für die Eidgenössische Hochschule irgend etwas gethan haben, wird mich sehr interessieren.
Im Kanton Zürich herrscht trotz der in wenigen Wochen bevorstehenden Integralerneuerung des Großen Rates unbedingte Ruhe. Die Partei des «Landboten», die sich in neuerer Zeit durch die Rheinauer Angelegenheit förmlich lächerlich gemacht hat, verzweifelt an irgend einem Erfolg ihrer Bemühungen. Die Ansicht steht allgemein fest, es werde ungefähr der alte Große Rat wieder gewählt werden. Geschieht dies, wie wir hoffen dürfen und erwarten müssen, so wird dann unsere Hauptsorge darauf zu richten sein, daß der wiedergewählte alte | Große Rat jung bleibe. Ich denke, dieses Ziel wird nicht unerreichbar sein: denn so viel auch gegen den nunmehr abtretenden Großen Rat von 1858/62 von Apathie u. s. w. deklamiert worden ist, ich glaube doch, er habe, obschon in der Stille, mehr gethan als alle andern Großen Räte der Schweiz, diejenigen, in denen es am lautesten zugegangen ist und welche als die gesinnungstüchtigsten gelten, nicht ausgenommen...
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✲Datierung gemäss Briefkontext.