Bern d. 9. Dec. 1862.
Mein lieber Freund!
Gestern sagte mir Hr. BR. Knüsel nach der Sitzung, daß heute die Broschure des Herrn Stämpfli betreffend Uebernahme der Eisenbahnen durch den Bund erscheinen werde. Hr. Stämpfli habe es ihm selbst gesagt, auch daß sie unter seinem Namen erscheinen werde. Er (Knüsel) habe sie schon früher gelesen; ein bestimmtes Urtheil gab Hr. K. darüber nicht ab.
Demnach scheint Hr. St. Dich jüngst getäuscht zu haben.
Da St. keine doktrinairen Abhandlungen schreiben wird, so muß man wohl annehmen, es solle dieß das mot d'ordre für die nächste Zukunft &. die Fahne für die nächsten Wahlen sein. Wir werden also gut daran thun, die Sache ernst zu nehmen.|
Es scheint mir, daß es am besten sei, wenn Ihr vorläufig das Projekt mehr von der finanziellen Seite aus prüfet &. besprechet; denn nach den Andeutungen des H. Knüsel müssen sich schon da große Schwächen zeigen. Die politische Seite der Sache kann man sich vor der Hand begnügen mehr anzudeuten.
Im Allgemeinen aber kommt es mir vor, die bloße Defensivpolemik genüge da nicht mehr, sondern es sei der Moment gekommen, wo wir ebenfalls zur positiven Aktion vorschreiten müssen. Wir müssen dieser Bestechungspolitik ein für allemal zu begegnen suchen; sonst kommen wir über kurz od. lang zu Amerikanischen Zuständen.
Wir haben alle Gelegenheit, uns während der nächsten Bundesversammlung über die Angelegenheit näher zu besprechen; ich will bis dahin meine Ideen etwas näher prüfen &. gestalten.
Freundschaftlich grüßt Dich
Dein
Jb. Dubs.