Belvoir
31 dez.ber
1861.
Mein lieber Freund!
In größter Eile lasse ich dir noch einige Nachrichten zukommen, welche dich interessiren dürften.
Der Verwaltungsrath der N.O.B. hat gestern mit allen Stimmen gegen eine den Vertrag betr. die Eisenbahn Zürich–Zug–Luzern der Generalversammlung zur Genehmigung zu empfehlen beschlossen. Die eine Stimme war die von Hanauer, der sich durch das unproductive Aargauische Maulheldentum hat einschüchtern lassen. Das letztere ist auf den sublimen Gedanken einer Eisenbahn von Wildegg | durch das Freiamt nach Sins & Zug, bez.weise Brunnen gekommen & hat die Überzeugung gewonnen, daß, wenn dieses Project nicht verwirklicht wird, dieß nur unserer schwarzen Bosheit zuzuschreiben sei, gemäß welcher wir in der Zugerconzession eine zweite Linie von Zug nach der Luzerner- oder Aargauergrenze ausfließen ließen. Bei dieser Redaction dachten wir nur an eine Linie zwischen Zug & Luzern, bez.weise Emmenbrücke, die ebenso gut von Zug direct an die Luzernergrenze, als indirect über ein Stück Aargauergebiet ausgeführt werden könnte, nie & nimmer aber an das oben erwähnte erhabene Project, für das unsere Gedanken einen allzu spießbürgerlichen Zuschnitt haben. Item, der Bund wird zum Schutze die| ses Projectes den Art. 17 des Bundeseisenbahngesetzes vorbehalten & dann ist ja das Vaterland gerettet!
Der Große Rath von Zug hat ebenfalls gestern Verschiebung auf den 9ten Janr beschlossen. Mittlerweile sollen noch Unterhandlungen mit der Stadtgemeinde betreffend ihre Betheiligung an den durch die Verlegung des Bahnhofes verursachten Mehrkosten gepflogen werden. Es ist eben am 5 Janr Integralerneuerung des Großen Rathes & da mögen allerhand nicht zu verwerfende Gründe die Verschiebung räthlich gemacht haben. Ich bin in fortlaufender Correspondenz & Verbindung mit den Ton angebenden Personen in Zug & halte dafür, daß die Annahme des Vertrages durch den neu gewählten Großen Rath kaum einem Zweifel unterliegt. |
Die Luzern`sche Großrathscommission, der wir, damit wir die Weihnachtstage nicht etwa zu unserer Erholung verwenden, noch mancherlei technische & andere Auskunft geben mußten, hat heute gemäß einem mir zugekommenen Telegramme mit 8 gegen 1 Stimme (3 waren abwesend) die unbedingte Genehmigung des Vertrages dem Gr. Rathe zu emphehlen beschlossen. Die eine Stimme wollte bedingte Genehmigung & Vorbehalt des Veto.
Ich glaube, wir werden mit unausgesetzter Anstrengung durchdringen.
Ich zähle darauf , daß Du die unverschämten Artikel v. Schenk in der Bernerzeitung, welche zunächst gegen Deine «eisenbahnpolitischen Enthüllungen» in der N.Z.Z. gerichtet sind, nach Gebühr beantworten wirst.
Und nun empfange noch am Schlusse des Jahres die herzlichsten Wünsche für das neue & die freundschaftlichsten Grüße von
Deinem
A Escher