Mein lieber Freund!
Die Nachricht von der glücklich erfolgten Entbindung Deiner verehrten Frau Gemalinn hat uns Alle mit wahrer Freude erfüllt. Wir wünschen von Herzen, daß die Krise, als welche eine Niederkunft immer zu betrachten ist, auch weiter einen recht glücklichen Verlauf nehme.
Du hättest Dir wohl auch, wie dieß bei mir letzthin der Fall war, eher einen Knaben gewünscht. Ich hoffe, es werde dir ebenso leicht werden, wie mir, Dich über die Nichterfüllung dieses Wunsches zu trösten. Ich habe mir die vielen ungerathenen Jungen aller Art, denen man heutzutage auf der Straße begegnet, vergegenwärtigt & dann gedacht, es sei mir vielleicht durch die Geburt eines Mädchens statt eines Knaben viel Kummer & Herzeleid erspart! Und hinwieder habe ich mir sagen müssen, daß mir Lydie ja bereits schon ungemein viel Freude gemacht habe. Ich werde gerne gelegentlich einmal von Dir hören, was Du zu diesem philosophischen Troste sagst!
In der bewußten Eisenbahnangelegenheit bin ich fortwährend thätig. Eine Conferenz, die ich am Donnerstag in Zug abgehalten, läßt mich erwarten, daß man auch | dort zu dem Projecte Hand bieten wird & zwar wohl gar nicht ungerne. Ich gewärtige übrigens von dorther in den nächsten Tagen noch eine bestimmtere Meinungsäußerung. Auch bei der Regierung von Zürich wird das Project zweifelsohne günstige Aufnahme finden. Die Eisenbahncommission wird es in Verbindung mit dem Finanz- & Baudirector heute Morgen besprochen haben. Ich erwarte die Antwort auf heute Abend, halte dieselbe aber nicht für zweifelhaft. Die Centralbahngesellschaft hoffe ich für die Einmündung nach Luzern zuletzt doch zu Zugeständnissen zu bringen, welche für die finanzielle Gestaltung der Unternehmung von erheblichem Vortheile sein werden.
Ich habe heute mit Herrn Statthalter Stehli über die Angelegenheit vertrauliche Rücksprache genommen, damit er, wenn nun etwa nach & nach etwas in die Öffentlichkeit dringen sollte, orientirt sei & damit er in Betreff der finanziellen Betheiligung des Bezirkes Affoltern zu geeigneter Zeit darauf hinwirke, daß von dieser Seite die rechte Stellung eingenommen werde. Es war mir auch eine wahre Freude, ihm diese Mittheilung zu machen!
Die Direction der Nordostbahn hat dem sel. Furrer als Zürcher'schen Mitgliede des Bundesrathes immer ein Freibillet für die Benutzung unserer Bahn & unserer | Dampfschiffe zugestellt. Ich mache mir ein Vergnügen daraus, auch dir in der Beilage ein solches zu überreichen & den Wunsch daran zu knüpfen, daß Du recht oft von demselben Gebrauch machen mögest.
Sei schließlich aufs freundschaftlichste gegrüßt von
Deinem
A Escher
Zürich
27 Septr 1861.