Mein lieber Freund!
Mit großem Bedauern habe ich vernommen, daß Du am Keuchhusten leidest. Schon lange wäre ich zu dir gekommen, wenn nicht – mit gewohnter Offenheit gesagt – die Meinigen aus Besorgniß für meine kleine Lydia mich gebeten hätten, davon zu abstrahieren. Ich habe es um so eher thun zu sollen geglaubt, da ich aus eigener Erfahrung weiß, daß, wenn man eine contagiose Krankheit hat, Besuche einem selbst nicht erwünscht sind. Von Herzen baldige Wiederherstellung!
Unser Freund, Dr. Pestalutz, bittet mich, mich für ihn bei dir zu verwenden: er wünscht sehr, Staatsarchivar zu werden. Ich denke, es sei nicht nöthig, für den ehrlichen, treuen Freund, den Du ja auch als solchen kennst, noch besonders ein Wort bei dir einzulegen. Ich habe aber die Bitte von P. doch nicht ablehnen wollen. In Wädensweil scheint er sich aus Familiengründen eigentlich unglücklich zu fühlen.
Empfange mit meinen erneuerten Wünschen für Deine baldige Wiedergenesung die herzlichsten Grüße von
Deinem
A Escher
Zürich 24 Nov. 1858.