Bern 12 Nov. 1857
Mein lieber Freund!
Es wurde gestern über Verschiedenes so lange discutirt u disputirt, daß ich dir nach der Sitzung nicht mehr schreiben konnte. –
Ich griff die Anträge in längerm Vortrage an u beantragte:
1. Nicht v. Minen zu sprechen, sondern überhpt eine Einrichtung zu verlangen, nach welcher in Kriegszeiten die Brückenverbindung leicht aufgehoben werden könne.
2. Von Kosten u Entschädigg gar nicht zu sprechen. Letztres ist nämlich offenbar nicht eine militärische Maaßregel, die wir allein vorschreiben können, sondern es ist eine neue Bedingung, die in der Concession allerdings von der Bundesversammlg hätte gestellt werden können, wie sie es bey Delle that. –
Hr St. opponirte ziemlich lebhaft u drohte, seine Verwahrung zu Protokoll zu geben, was er noch nie gethan habe. – Deßen ungeachtet wurden meine Anträge mit 4 gegen | 2 Stimmen (St & K.) angenommen. Natürlich mußte nun Hr St. s. Minderheitsansicht zu Protokoll geben.
Ich sehne mich (was ich auch sagte) nach Verhandlungen über andre Bahnen, um zeigen zu können, daß ich die Rechtssphären aller Gesellschaften u nicht nur der Nordbahn, gegen d. Allgewalt des Staates vertheidigen werde. –
Heute vernahm ich, Hr Fazy wolle ganz ernstlich u eifrig als Candidat für den Bundesrath auftreten. Mir scheint aber doch, daß trotz Oron u Coalitionen diese Trauben zu hoch hängen. –
Also auf baldiges Wiedersehn!
Herzlich grüßend
Dein
F