SCHWEIZERISCHE
BUNDESKANLZEI
9 Oct. 57
Mein lieber Freund!
Heute brachte Hr Näf den Vortrag ein: den Ausweis der Nordostbahn zu genehmigen (was übrigens schon am 4 od. 6 Aug. geschehn seyn soll) u von dem Vertrag mit Baden Notiz zu nehmen u zu erklären, dass kein Grund vorhanden sey, sich seiner Ausführung zu widersetzen. Nur behalte man vor, den Anlageplan der Brücke zu genehmigen. Diesen Vorbehalt konnte ich nicht wegbringen, doch brachte ich den Zusatz hinein: Behufs Wahrung der militärischen Intressen. –
Hr Näf hat die Sache sehr loyal behandelt. Dagegen trat Hr St. einläßlich dagegen auf; er sah zwar ein, daß sich rechtlich nichts machen lasse, allein er wollte d. Sache verschieben unter dem Titel, daß Baden den Vertrag wegen Schaffhausen nicht loyal halten wolle; man könnte daher das Messer (den Waldshuter- |Anschluß) nicht aus der Hand geben, sondern müße Baden hinhalten, bis es sich geneigt erkläre durchs Klettgau zu bauen. Ferner meinte er, die Sache pressire nicht, es sey offenbar der Nordostbahn nicht Ernst, eine ihr selbst so nachtheilige Linie zu bauen. Überhaupt ist er voller Argwohn, es lägen nicht alle Acten vor; Peyer hätte zu diesem Vertrage nicht mitgewirkt, wenn er nicht geheime Artikel im Sack hätte, die ihn über die Fortsetzung nach Schaffhausen beruhigen us. w.! –
Du kannst dir wohl denken, was ich gegen dieses alles sagte; ich kann es dir jetzt nicht auseinandersetzen, da der Brief fort muß. Obiges ist natürlich ganz confidentiell: er blieb allein mit seiner Meynung.
Herzlich grüßend
Dein
F