SCHWEIZERISCHE
BUNDESCANZLEI
Bern den 19 Juni 1857
Mein lieber Freund!
Eben las ich die N. Z. Ztg u wollte mich hinstellen, um der selben die Ente gebührend heimzuschicken, als ich Deinen Brief erhielt. Dein Glaube hat dir geholfen! – Es ist kein wahres Wort daran; wir haben den Entwurf noch nicht gesehn u nie u nimmer wird ein solcher einstimmig genehmigt werden; ob es überhaupt geschehe ist zweifelhaft.. Vorerst sind, wie ich nicht zweifle, drei Stimmen dagegen, Fornerod, Frei u ich; wie Hr Näf u Knüsel stimmen werden, ist mir nicht klar; Luzern u St Gallen stecken hier etwas stark im Hintergrund; u ob u wie Francini stimmt, ist immer purer Zufall. Wenns nur zum Stichentscheid käme! – Ich will mich jedenfalls nach Kräften wehren, wenns mich auch im Winter meine Stelle kosten sollte. Du wirst wissen oder erfahren, daß man sich sehr bemühen wird, den anstößigen Stein von Winterthur zu entfernen u einen gefügigern aus Affoltern einzusetzen.
Ich habe mit der Nordostbahn einen großen Verdruß, weil man Behufs Zinsbezuges die Actien nach Zürich schicken muß. Da dieselben au porteur lauten, so ist ihr allfälliger Verlurst doppelt gefährlich; sende ich sie ohne Werthangabe, so giebt mir die Post nichts im Fall des Verlurstes; setze ich den Werth darauf, so muß ich wenigstens 10 fr Porto zahlen u das also alle Halbjahre! Wenn dieses System bis | 1860 fortdauert, so ziehe ich vor, alle meine Actien mit nächster Gelegenheit zu verkaufen. Könnte man nicht den Besitzern von Actien einen ihren Nummern entsprechenden Bogen voll Zins Coupons zustellen? – Oder sollte nicht die Einsendung der Borderaux der Actien mit Amtlicher Beglaubigung des Besitzes der letztern genügen? –
Es versteht sich von selbst, daß ich Dir über die Behandlung des berühmten Gesetzes Entwurfs genaue Mittheilung machen werde.
Herzlich grüßend
Dein
F
Beiwagen: Es wäre mir bequemer, wenn wir unsre Briefe gegenseitig nicht frankirten u dir kann es wohl gleich seyn. Ich will also damit beginnen. –