Baden den 7 Juli 1855.
Mein lieber Freund!
Du bist in Deinem letzten l. Briefe1 v. 4ten dss. M. mit meiner «Melancholie» etwas grausam verfahren. Mich dünkt, meine Erlebnisse seit mehr als einem halben Jahre & gerade auch diejenigen der letzten Wochen seien so beschaffen, daß man schon etwas trüber als gewöhnlich in die Welt hinaus schauen kann, ohne deshalb den Verdacht auf sich zu laden, durch Melancholie reizend sein zu wollen. Ach Gott! mein lieber Freund! ich verzichte gegenwärtig mehr als je darauf, irgend jemandem reizend vorzukommen! – Was ich dir da schreibe, ist übrigens nicht etwa als ein Vorwurf aufzufassen, der niemandem gegenüber schlechter angebracht wäre, als gegenüber von dir, da ich ja wohl weiß, daß Du mich eben aufzuheitern suchst. Ich schrieb es Dir nur, damit Du mich beurtheilest, wie ich bin, & damit du dir von meinem gegenwärtigen Zustande ein wahres Bild machest. Ich habe schon, wie Du dieß auch aus meinen Briefen2 entnehmen kannst, manche heitern Augenblicke: aber nicht | minder oft beschleichen mich auch recht wehmüthige Gefühle & diese brauchen leider gar nicht gemacht zu werden, sondern sie drängen sich sehr ungestüm auf. Denke ich aber mit dir ein bischen darüber nach, so finden wir beide, es könne eigentlich gar nicht anders sein! – –
Deine Mittheilungen über das, was vor & hinter den Culissen der Bundesversammlung vorgeht, interessiren mich immer ungemein. – Es kam mir auch vor, als ob die Ostschweiz im Nationalrathe einiger Maßen das Bild der Zerfahrenheit darböte, während es mir umgekehrt vorkommen will, namentlich die französische Schweiz operiere mit viel Übereinstimmung & Disciplin. Wenn die Fusion im Nationalrathe fortschreitet, so dürften vielleicht bald noch weitere überraschende Erscheinungen in Betreff der Bildung von neuen Gruppirungen der Mitglieder zu Tage treten. Daß die Wahl von Blösch3 zum Präsidenten des Nationalrathes nicht mehr bestritten wurde, hat einen unangenehmen Eindruck auf mich gemacht.4 War auch an seiner Wahl nicht zu zweifeln, so hätte doch die ihres Principes bewußte liberale Partei im Nationalrathe für einen urchigen Candidaten eine starke Minderheit bilden sollen. Neben Blösch als | Präsidenten hätte ferner ein entschiedener Radicaler als Vicepräsident gehört. Siegfried5 ist mir, wie Du weißt, persönlich sehr werth. Aber politisch ist die anscheinend unbeugsame Eiche ein schwankendes & immer mehr von dem rechtsher blasenden Winde getriebenes Rohr. Schade, daß Camperio6 nicht die Mehrheit davongetragen hat. Der wäre als Präsident ein wahrer lucus a non lucendo7 d. h. statt des Principes der Ordnung, Klarheit & Ruhe das Princip des directen Gegentheiles. Außerdem wird er politisch immer zweideutiger. Aber das ist ja gegenwärtig in der Mode!! – Was Du mir über die Schwyzer verfassungsfrage8 & Hegner9 sagst, hat mich sehr erfreut. Es ist mannlich & wacker, außerdem aber auch unserer Aufgabe, wie ich sie auffasse, ganz entsprechend, Leute wie Hegner, wenn man es mit Überzeugung thun kann, treu zu unterstützen. Ob Deine Anstrengungen hier mit Erfolg gekrönt sein werden, ist freilich eine andere Frage. Die Bundesversammlung ist zwar radical: aber vielleicht hegt die Mehrheit doch mehr Sympathie für das gehenlassende Ruhwesen, vertheidigt durch Aufdermaur10 & Styger11 als für den ehrlichen, biedern Hegner. Wir wollen sehen: Du bemerkst, ich kann nur in angenehmer Weise | hier enttäuscht werden. – Da die Waadtländer selbst nur Briatte12 vorschlagen, so sollte diese Candidatur nun doch mit Erfolg aufrecht erhalten werden können. Ich hoffe, Stämpfli werde die radicalen Berner gehörig influiren. Blanchenay13 sollte mit Siegfried, den liberalen Wallisern usf. sich fortwährend in Verbindung halten. Von Blösch spreche ich nicht, weil wir uns über daherige Zuverlässigkeit letzthin mündlich erbaut haben. Du wirst auch bei den Bündtnern viel ausrichten können; vorerst bei Deinem Mündel Salis14, dann bei Freund Planta, der ja immer sagt: der «Tubs»! Bavier15 scheint mir, nach einem gestern erhaltenen Briefe16 zu urtheilen, mehr zu Fornerod17 sich hinzuneigen. Nimm' doch noch mit ihm Rücksprache. Mit den Glarnern im Nationalrathe läßt sich gewiß auch ein Wörtchen reden! Je mehr ich über F. nachdenke, desto bedenklicher kömmt er mir vor & zwar vom politischen & vom Ostschweizerischen Standpuncte aus. –
Deine Erklärungen über das, was Du mir nicht schreibst & was ich doch gerne lesen würde, sind unübertrefflich: es sind wahre «Lieder ohne Worte»18. «Als Mitglied des Ständerathes bist Du nothwendig etwas gesetzter.» «Indessen machen 1.) kleine Ausnahmen natürlich keine Regel & 2.) mangelt es dir an Heiterkeit wirklich nicht, so daß Du im Falle wärest, mir für Baden etwas abzulassen». Das sind doch gewiß | «Lieder ohne Worte». Ich bemerke in denselben aber auch etwas Geistliches. Es liegt mir dieß in den zahlreichen & elastischen Hinterthüren, die sich viel weiter ausdehnen lassen als die Hauptthüre (die Regel.) Dann hat mich bei der Restriction No 2 die biblische Reminiscenz «des Reichen & des armen Lazarus » angeweht. Du heimsest durch das Hinterthürchen eine so reichliche Ernte ein, daß Du auch ein Paar Brosamen für den armen Lazarus in Baden abfallen zu lassen dich entschließen könntest! Du weißt, daß schon manche – & die Pfarrer vorab mit besonderm Wohlgefallen – einen «geistlichen Zick» an Dir wahrgenommen haben: ich darf ihn also schon auch in Deinen Liedern ohne Worte finden! – Bei dieser Gelegenheit – wie könnte ich eine passendere finden? – möchte ich dir nun halbgeistliche Verrichtungen antragen. Es ist dir wohl nicht unbekannt, daß jeweilen im Sommer in dem Saale eines der beiden Räthe (es klingt dieß beinahe wie jenes Recitativ, durch welches Robert19 mit dem alten Kloster, in das er sich begeben soll, bekannt gemacht wird: freue dich aber nicht zu frühe, es ist viel unschuldiger & langweiliger!) – nur nicht so hastig, Freund! Ich habe über dem langen Zwischensatze den Athem verloren & muß daher wieder von vorn anfangen. Es ist dir wohl nicht unbekannt, daß jeweilen während der ordentlichen Bundesversammlung in dem Saale eines der beiden Räthe eine Versammlung zur Berathung der Verhältnisse der reformirten Kirche in Luzern abgehalten wird.20 An der Spitze dieses Hochwürdigen Eidgenössischen Kirchenrathes möchte ich nun einmal – Dich sehen! – Der Regierungsrath | hat mich vor einiger Zeit eingeladen, die fragliche Conferenz zu leiten. Da ich aber, wie die Sachen gegenwärtig liegen, kaum in den Nationalrath werde kommen können, so ist mir die Erfüllung des regierungsräthlichen Auftrages unmöglich geworden. Dazu kömmt, daß ich schon oft, wenn ich in diese Conferenzen ging, befürchtete, es möchte mir jemand sagen: Freund, wie kömmst Du da herein & hast kein hochzeitlich' Kleid an! – So wird dich gewiß niemand anreden! Denn Du singst wohl Lieder, aber – ohne Worte! – Also niemand geeigneter als Du als gewissermaßen – Eidgenössischer Antistes! In dieser Deiner neuen Eigenschaft übersende ich dir beiliegend die auf die Kirchenversammlung Bezug habenden Acten, nämlich: 1) das Kreisschreiben21 der Regierung von Zürich an die betreffenden Stände, in welchem du über alles in der Conferenz zur Sprache kommende vollständig orientirt wirst. 2) die Jahresrechnung22, die in der Conferenz abzunehmen ist, über deren Richtigkeit aber ein bloßer Blick auf die darunter befindliche Unterschrift23 dich sogleich beruhigen wird, 3) die Instruction24 des Regierungsrathes an seinen Abgeordneten 4.) die mir bisanhin zugekommenen Creditive25 für Mitglieder der Kirchenversammlung. Dabei bemerke ich dir übrigens, daß mehrere Stände jeweilen keine Mittheilung von den von ihnen ernannten Abgeordneten machen, so daß man dann bei den Mitgliedern der Bundesversammlung, welche den Regierungen der betreffenden Stände angehören, Nachfrage | halten muß. Als Großkanzler der Kirchenversammlung fungirt jeweilen der Eidg. Kanzler, bei dem Du auch allfällig weiter nöthiges erfahren kannst. Dabei vergiß nicht, wenn der Appenzeller nicht etwa mit voller Deferenz von dem Conzilium sprechen sollte, es ihm zwar mit Milde, aber auch mit dem Deiner neuen hohen Stellung entsprechenden Ernste würdig zu verweisen. – Jetzt erst wird mir klar, warum Du letztes Jahr auf dem Kaltenbade mit dem Bischofe26 von Basel zusammengekommen bist. Früher suchte ich den Grund immer innerhalb der Grenzen des Bisthums: aber an den Oberhirten selbst habe ich nicht gedacht! Wenn sogar das Salz der Erde dumm wird &ca Und nun adieu, Ewr. Hochwürdige Gnaden, ich spreche jetzt wieder zu «Jacob Dubs, mit dem allergrößten Jux». Mein Gott, bei jedem Schritte, den ich thue, stolpere ich auf «kleine Ausnahmen»!
Deine Ernennung zum Vormunde von Salis hat mich ungemein angesprochen. Das heißt man «den – – nein, das männliche Schaf zum Gärtner machen». Nun, mundus vult decipi27. Indessen muß ich dir doch mittheilen, daß in letzterer Beziehung ein kleines Wölkchen an dem sonst noch ganz hellen Himmel sich zeigen zu wollen scheint. Bavier schreibt mir gestern: «Ich habe H. Salis ganz der Obsorge des H. Dubs überlassen, bei dem er wohl aufgehoben ist. Schon hat er ihm ein Quartier mit gar angenehmer Gesellschaft verschafft ...... (sic!)»
Ich bin seit gestern Abend wieder in Baden & werde, | wenn nicht eine neue Unterbrechung eintritt, 3 Wochen hier zu verbleiben haben. Wenn also die Bundesversammlung auch 4 Wochen andauern sollte, so könnte ich derselben nicht mehr beiwohnen. Nach meiner Cur in Baden soll ich noch einen Bergaufenthalt machen; wahrscheinlich wird mir Zwicki dabei Gesellschaft leisten. Indessen ist über alles dieses noch nichts entschieden.
den 7 Juli. Abends.
Dein Brief28 vom 6ten kömmt mir eben zu. Du bist doch ein Braver & Treuer, daß Du mir so oft schreibst. Ich danke Dir herzlich dafür.
Daß Blösch mein Ablehnunsschreiben29 einen Tag lang in der Tasche behalten, entgegen dem Gebote der Schicklichkeit & des – Reglements, ist mir auch aufgefallen & ich bin mit dir überzeugt, daß über diesen Gegenstand conferirt worden ist. Rührend ist es auch, wie Blösch seinen Austritt aus der Tessinercommission30 genommen hat. Wenn man in einer Sache mit so viel anscheinender Wärme spricht, wie es Blösch im Dezember in der Tessinerangelegenheit gethan – dann ist es unendlich schmal & hager & mager, wenn man sich später bei etwas veränderten Verhältnissen durch allerlei Winkelzüge der Pflicht, zu seiner Überzeugung zu stehen, zu entziehen sucht. Aber freilich die Freunde Cattaneo31 – Stoppani32 haben jetzt keine Chancen mehr & die Herren Pioda us. f, die voraussichtlich während 3 Jahren 6 Stimmen abzugeben haben werden, darf man nicht vor den Kopf stoßen. Also man nimmt seinen Austritt aus der Commission, damit man dort nicht zu seiner Überzeugung stehen müsste & als Präsident des Nationalrathes ist man ja ohnehin in der | vortheilhaften Lage, schweigen zu können! –
Das «Mitglied für Jerusalem» ist ein treffliches pendant zu dem «Mitgliede für Niniveh»!
Seit Deiner Mittheilung betreffend Frau Heim33 steht es bei mir fest, daß die Bundesversammlung 4 Wochen dauern wird. Armes Vaterland & noch ärmere Ehemänner!
Dein Bericht über die Excursion nach der Neubrücke hat fürs erste die freudige Gewißheit in mir hervorgerufen, daß Du nicht bloß Deinen Freunden räthst, nach des Tages Mühen an den Busen der Natur zu flüchten, sondern daß Du es auch selbst thust. Dann aber muß ich in Erinnerung bringen, daß es seiner Zeit nicht recht befunden wurde, als dem seligen Herrn Tantalus die Äpfel & das Wasser immer nur von Weitem gezeigt wurden, während er sie nicht erreichen konnte.
Wie Herr Hofmeister34 in unsern Bezirksrath gekommen sei?35 Das ist freilich schwer zu sagen. Es fand zwar eine Vorversammlung Statt, an der sich auch Herr Spyri36 usf. betheiligte. In der Versammlung geschah aber wieder wie gewöhnlich das Gegentheil von dem, was in der Vorberathung beschlossen worden war. Unter diesen Umständen scheint mir die Nützlichkeit der Vorversammlungen in Zweifel gezogen werden zu dürfen. Darum habe ich auch den letzten dreien nicht mehr beigewohnt & bin auch entschlossen, mich im Verfolge zu enthalten, bis die Verhältnisse anders werden. Das Präsidium des Bezirkswahlcollegiums, das mir neuerdings übertragen wurde, werde ich ebenfalls ablehnen. – Die Wahl von H., der jedenfalls einer der giftigsten ist, erklärt sich wohl dadurch am natürlichsten, daß Ott37, der als Vertreter | der Stadt Zürich im Bezirksrathe galt, zu ersetzen war & daß man unter diesen Umständen für jeden der Stadt Zürich genehmen stimmte. Das ist übrigens eben Fusionslogik. Ich hätte ihm nicht gestimmt & Du gewiß auch nicht.
Und jetzt lebe wohl. Meinen besten Gruß an unsere Freunde, an dich & an die bewußten kleinen Äuglein, die vielleicht bei Durchlesung dieses Briefes mitunter in Thätigkeit waren, ganz besonders.
Dein
A E.
Kommentareinträge
1 Vgl. Jakob Dubs an Alfred Escher, 4. Juli 1855.
2Escher hatte Dubs noch am 3. Juli vor Antritt seiner Kur aus dem Belvoir geschrieben; frühere Briefe an Dubs, die Escher während seiner Krankheit schrieb, wurden nicht ermittelt. Vgl. Alfred Escher an Jakob Dubs, 3. Juli 1855.
3 Eduard Blösch (1807–1866), Grossrat, Regierungsrat, Nationalratspräsident und Bundesgerichtspräsident (BE).
4Zum Präsidenten des Nationalrats für 1855 war ursprünglich Escher gewählt worden; er nahm die Wahl jedoch nicht an, da er krankheitshalber nicht an der Session teilnehmen konnte. An seiner Stelle wurde Blösch, zunächst Vizepräsident, zum Präsidenten gewählt. Vgl. Alfred Escher an Jakob Dubs, 3. Juli 1855; NZZ, 3. Juli 1855, 4. Juli 1855, 7. Juli 1855; Schweizerische Bundesversammlung, in: BBl 1855 II, S. 187–188.
5 Samuel Friedrich Siegfried (1809–1882), Nationalrat (AG), Verwaltungsrat der Centralbahn.
6 Philippe Camperio (1810–1882), Grossrat, Staatsrat und Nationalrat (GE).
7Lucus a non lucendo (lat.): Das Wort für Hain kommt vom «nicht leuchten»; übertragen: Bezeichnung für eine unsinnige Etymologie.
8Die Schwyzer Kantonsverfassung sollte nach dem Wunsch von Regierung und Kantonsrat einer Partialrevision in Form von vier Verfassungsgesetzen unterzogen werden. In den Gemeindeversammlungen wurden am 11. Februar 1855 drei dieser vier Gesetze abgelehnt. Gegen die Einführung des vierten reichten die Kreisgemeinden Einsiedeln und Schübelbach vor der Behandlung durch die Bundesversammlung beim Bundesrat Beschwerde ein. Erst im Sommer 1856 gelangte das Geschäft vor die Bundesversammlung, welche der Verfassungsänderung nahezu einstimmig die Gewähr erteilte. Vgl. Prot. BR, 2. Juli 1855; Steinauer, Geschichte Schwyz, S. 463–467; Kern, Repertorium I, S. 83.
9 Jakob Meinrad Hegner (1813–1879), Kantonsrat und Nationalrat (SZ).
10 Xaver Auf der Maur (1822–1904), Kantonsrat, Regierungsrat und Ständerat (SZ).
11 Karl Styger (1822–1897), Kantonsrat, Landammann und Nationalrat (SZ).
12 François Briatte (1805–1877), Grossrat und Staatsrat (VD).
13 Louis Blanchenay (1801–1881), Staatsrat und Nationalrat (VD).
14 Johann Gaudenz Dietegen Salis (Seewis) (1825–1886), Grossrat und Ständerat (GR).
15 Johann Baptista Bavier (1795–1856), Nationalrat (GR).
16Brief nicht ermittelt.
17 Constant Fornerod (1819–1899), Ständeratspräsident und Staatsrat (VD).
18Bei «Liedern ohne Worte» handelt es sich um kurze, liedhafte Klavierstücke ohne Text, die vermutlich auf eine Reihe von Stücken des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) zurückgehen, die in acht Heften ab 1830 erschienen. Vgl. Honegger/Massenkeil, Lexikon V, S. 120–121; Ruf, Riemann Musik Lexikon III, S. 209–210.
19Anspielung auf eine Figur aus der Oper «Robert le Diable» von Giacomo Meyerbeer. Vgl. Wagner, Oper, S. 834.
201826 erhielten die reformierten Bewohner Luzerns die Erlaubnis zur Abhaltung von Gottesdiensten. Dieses Anliegen war von den Tagsatzungsvertretern der reformierten und paritätischen Orte unterstützt worden. 1827 erfolgte die Gründung der reformierten Gemeinde in Luzern. Von 1827 bis 1872 fand nun alljährlich eine Konferenz der reformierten und paritätischen Stände statt. Diese wurde zunächst am Tagsatzungsort, später in Bern abgehalten und stand üblicherweise unter dem Vorsitz Zürichs. Diese Konferenz übte die Obhut über die reformierte Gemeinde in Luzern aus und leistete finanzielle Unterstützung, mit der namentlich die Besoldungen des evangelischen Pfarrers und des Lehrers bezahlt wurden. 1855 fand die Konferenz am 18. Juli unter dem Vorsitz von Dubs statt. Vgl.Protokoll der Konferenz der evangelischen und paritätischen Stände (vom 18. Juli 1855) (StAZH T 62.3); Brändly, Protestantismus, S. 260–366; Heer, Protestantische Gemeinde, S. 76–89.
21 Vgl. Schreiben Regierungsrat ZH an die reformierten und paritätischen Stände, 9. Juni 1855 (StAZH T 62.2.2).
22 Vgl.Rechnung über den Fonds der evangelisch reformierten Kirche in Luzern vom 31. Dezember 1853 bis dahin 1854 (StAZH T 62.4).
23Die Rechnungsführung oblag dem Zürcher Staatsschreiber. Entsprechend stammte die Unterschrift von Franz Hagenbuch. Vgl.Rechnung über den Fonds der evangelisch reformierten Kirche in Luzern vom 31. Dezember 1853 bis dahin 1854 (StAZH T 62.4); Heer, Protestantische Gemeinde, S. 86.
24Dokument nicht ermittelt.
25Dokumente nicht ermittelt.
26 Karl Arnold-Obrist (1796–1862), Bischof des Bistums Basel.
27Mundus vult decipi (lat.): Die Welt will betrogen sein.
28Brief nicht ermittelt.
29Gemeint ist das Schreiben Eschers, in welchem er die Wahl zum Nationalratspräsidenten ablehnte.
30Gemeint ist die Kommission des Nationalrats, die zur Prüfung der Tessiner Nationalratswahlen vom März 1855 eingesetzt worden war. Diese Wahlen waren nötig geworden, nachdem die Wahlen von 1854 im Dezember 1854 vom Nationalrat kassiert wurden.Vgl. NZZ, 3. Juli 1855, 5. Juli 1855; Bericht und Antrag der nationalräthlichen Kommission über die am 11. März 1855 im 40. und 41. eidg. Wahlkreis (Tessin) stattgehabten Nationalrathswahlen (vom 7. Juli 1855), in: BBl 1855 II, S. 193–227; Giovanni Battista Pioda an Alfred Escher, 19. September 1854.
31 Ferdinando Cattaneo (1808–1872), Grossrat (TI).
32 Leone Stoppani (1825–1895), Grossrat (TI).
33 Emilie Heim (1830–1911), Sängerin (Sopran); Ehefrau des Sängers und Musikdirektors Ignaz Heim (1818–1880).
34 Diethelm Salomon Hofmeister (1814–1893), Lehrer, Bezirksrat von Zürich.
35 Vgl. NZZ, 5. Juli 1855.
36Vermutlich Johann Ludwig Spyri (1822–1895), Pfarrer in Altstetten.
37 Hans Konrad Ott (geb. 1775), Kaufmann, Mitglied des Grossen Stadtrats Zürich.