Bern den 19 März 1854.
Mein lieber Freund!
Hoffend, daß diese Zeilen dich wieder hergestellt finden werden, will ich Dir noch einiges über die letzte Wahl Operation mittheilen.
Vor allem hat es mich geärgert, daß Deschwanden nicht gewählt wurde. Ich kann es nur dem Umstande zuschreiben, daß man ihn, wenn auch nicht als Zürcher, doch als Zürich'sche Intressen repräsentirend betrachtete. Stelle dir vor, man brachte die Frage zur discussion, ob man überhaupt einen Zürcher wählen dürfe. Es war dabei durchaus nicht gegen deine Person abgesehn; allein man war ängstlich, daß es übel gedeutet würde. Du kannst denken, daß ich nicht übel aufbegehrte! – Genug man wählte dich dann im 1t Scrut. mit 5 von 6 Stimmen; allein nun war es nicht mehr dahin zu bringen, daß ein in Zürich Angestellter eine Mehrheit erhalten hätte; ich stimmte fortwährend für Deschwanden, bis er aus der Wahl fiel. – Die nämliche Rücksicht mag auch bewirkt haben, daß beschlossen wurde, die Commission solle von Francini präsidirt werden; denn man fühlte natürlich, daß man dich zum Präsidenten wählen müßte. Als Grund wurde hervorgehoben, | daß ein Mitglied des Bundesraths von den Ideen u Motiven der Commission spezielle Kenntniß haben müße, um sie reproduciren zu können. Dieß ist zwar im Allgemeinen sehr gut u richtig, aber ob Herr Fr. sich dazu eigne, ist eine andre Frage. Nun, ihr werdet ihn schon behandeln können. Wenn du irgend Wünsche u Begehren zu äußern hast, so kannst du nur mir schreiben; Hr Fr. ist jedenfalls zu allem sehr bereitwillig u gefügig. –
Man fand sodann, die Hauptsache seyen einige organisatorische Talente u man könne nicht für alle Fächer einen besondern Techniker wählen; die Commission könne bey allfälligen weiten Experten Erkundigung einziehn.
Den Hrn Hugendubel kenne ich insoweit persönlich, als er director der hießigen Real u Industrieschulen ist. Er scheint mir ein gebildeter Mann zu seyn, allein ob er für die Organisation höherer Anstalten die hinreichende Kenntniß hat, weiß ich nicht.
kenne ich nicht u weiß nicht, wie er dazu kam gewählt zu werden, denn die gegebnen Auskünfte waren nicht sehr einläßlich. HrnHrn Wenger kennst du im Allgemeinen; er ist ein angesehener u gebildeter Waadtländer; soll auch guter Architekt seyn. Allein mir scheint, man habe bei mehrern Wahlen allzuviel auf die Kantone gesehen, als auf die Sache. So haben gerade Bern, St. Gallen u Waadt in dieser Angelegenheit | schwerlich eine besondre Berücksichtigung verdient. –
Es wäre nun zwar zu voreilig zu behaupten, die Commission sey zum Theil schlecht bestellt; allein ich habe doch die Überzeugung, daß sie besser hätte bestellt werden können u darum bin ich mit der Sache nicht zufrieden. Ich hoffe indeß, daß im Bundesrathe sich keine Mehrheit finden werde, um das Gesetz in der Ausführung zu zerstümmeln. –
Herzlich grüßend
Dein
F
Obige Details ex sessione
sind natürlich nur für Dich.