Bern den 2 Jan 1853.
Mein lieber Freund!
Du kannst mit Recht ungehalten seyn, daß ich dein letztes freundliches Schreiben noch nicht beantwortet; allein ich hatte gegen Ende des Jahres so viel zu thun, daß ich oft nicht wußte, wo mir der Kopf stehe..
Ich benutze nun den Wechsel des Jahres, um Dir meine besten Wünsche für das kommende Jahr zu übersenden. Möge es dir u den deinigen nicht nur keine weitern herben Verluste bringen, sondern den gerechten Schmerz über vergangenes Unglück so viel möglich lindern. Meine Familie beauftragt mich, diese Gefühle auch in ihrem Namen auszusprechen. –
Kurz nach Empfang deines Schreibens wurde von hier aus Herr C. Pfyffer ersucht, die Wahlen für die Schatzungs Commission im Aargau vorzunehmen. So eben wird seine Antwort verlesen (ich schreibe nämlich in der Sitzung); er wählte als| Mitglied den Hrn Gerichtspräsidenten Hablützel u als Ersatzmänner Hrn Großrath Muri von Schötz (Lucern) u Hrn Kantonsrath Hammer v. Olten. Ich habe dein Schreiben nicht vor mir u erinnere mich nicht, ob diese Wahlen ganz Euern Wünschen entsprechen od. nicht. Wir werden nun unsre Wahlen ebenfalls bald treffen u ich werde mein möglichstes thun, um deinem Vorschlag Eingang zu verschaffen. Ich kann mir zwar die Möglichkeit nicht verbergen, daß auch im Bundesrath die Ansicht auftauchen dürfte, die Wahlen ganz od. theilweise in sogenannten unbetheiligten Kantonen zu treffen. Herr Pf. scheint diesen Zweck auch vor Augen gehabt zu haben; allein es will mir nicht einleuchten, daß er den rechten Weg eingeschlagen; denn Lucern u Solothurn sind Kantone, welche mit Haut u Haar der Centralbahn ergeben u verfallen sind u deren Herrn Kantonsräthe leicht gegen die Nordostbahn eine feindselige Stimmung mitbringen| dürften. Freylich möchte es schwer seyn, überhaupt in Eisenbahnfragen einen ganz unpartheyischen Kanton zu finden. Ich werde dir unsre Wahlen augenblicklich melden, so bald sie getroffen sind.
Auf baldiges Wiedersehn! Freundschaftlich grüßend
Dein
F