Bern den 12 Dec. 1852
Mein lieber Freund!
Nicht des schlechten Wetters wegen bin ich letzten Dienstag Abend nicht mehr in den Distelzwang gekommen, sondern weil wir erst gegen acht Uhr noch Besuch erhielten, den ich schicklicher Weise nicht verlassen konnte.
Du wirst heute unseren Beschluß wegen Euerm Münzgesetz erhalten haben u ich sehe mich veranlaßt, denselben mit einigen Worten zu commentiren. M. brachte einen Antrag auf Ablehnung Eures Gesuchs gestützt auf ein Gutachten der Münz Commission u weil er glaubte, Zürich dürfte nun im Falle seyn, einen Schritt vorwärts zu thun u das deutsche Geld überhaupt zu untersagen. Ich opponirte u beantragte zu erwiedern, der Bundesrath wiedersetze sich für einstweilen dem Gesuche nicht, behalte sich aber vor, jederzeit weiteres zu verfügen. Die Mehrheit war im Allgemeinen bald auf meiner Seite, etwa so räsonirend: Es muß allerdings eine Zeit kommen, wo die Bundesbehörden erklären müßen, es sey jetzt aus mit dieser Übergangsperiode; letzteres könnte man zwar vielleicht jetzt schon für Zürich aussprechen; allein man könne Zürich nicht| isolirt auffaßen, ohne den Kanton unbillig zu behandeln u selbst seine günstige Entwicklung der Münzeinführung großer Gefahr auszusetzen. Besser sey es daher, zu warten, bis man billigerweise gleichzeitig auch für die übrigen nordöstlichen Cantone das Claudite nunc rivos aussprechen könne. – Dagegen wollte die Mehrheit von einer unbestimmten Verschiebung (von unsrer Seite!) nichts wissen, weil sie fand, Zürich könnte durch eine solche Unsicherheit selbst belästigt werden, besonders aber, weil sie besorgte, es würde im Allgemeinen einen bedenklichen Eindruck machen u so aufgefaßt werden, als ob der Bund sich insolvend erkläre, das Münzsystem durchzuführen. Man nahm daher Ende Juli an, damit dannzumal nöthigenfalls durch ein Bundesgesetz eine allgemeine Schlußnahme gefaßt werden könne. – Dieses zur Erläuterung! –
In der Hoffnung, du werdest glücklich heimgereist seyn u alles in guter Gesundheit angetroffen haben, grüßt Dich u die übrigen Freunde herzlich
Dein
F