Zürich d. 20. April 1852.
Lieber Freund!
Dein werthes Schreiben hat mir zuerst die Hiobspost vom Mißlingen der Abberufung überbracht. Ich fühlte mich gedrungen, sofort an Stämpfli einige aufmunternde Worte zu richten; denn es scheint mir, es dürften bittere Stunden über ihn kommen, wo er Freundestrost bedarf. Ich freue mich sehr darüber, daß Du ihm gegenwärtig zur Seite stehst; es ersetzt dieß vollständig die fehlenden 6000. Stimmen.
Zweimal innert 2. Jahren aufs Haupt geschlagen zu werden in so großen Schlachten, ist keine Kleinigkeit &. wird auf die eigne Armee erschütternde Rückwirkungen üben. Wäre Stämpfli nicht eine Natur von Stahl, so würde | er selbst dadurch ruinirt. Seine Festigkeit verbürgt aber dennoch den endlichen Sieg, sofern er wenigstens die eigne Partei vor Unbesonnenheiten zu bewahren vermag.
Ehrhard hat mir bis jetzt gar keine Mittheilungen gemacht; ich werde ihn jetzt aufsuchen, damit er mich instruire, indem ich natürlich auf die Ergebnisse Eurer Arbeiten äußerst gespannt bin.
Die Treichlerei anbelangend, habe ich mit letzter No des LandBoten die Kritik des Programms abgeschlossen &. wäre der Ansicht, man sollte ihm nun für die nächste Zukunft nicht allzuviel Ehre erweisen, Angriffe kurz pariren, daneben aber das Publikum, das wie mir vielfach verdeutet wird, einstweilen genug hat, mit andern Dingen beschäftigen. Treichlers Politik ist jetzt, bis 1854. beständig das Feuer | insoweit zu unterhalten, daß es nicht ganz ausgeht. In unserer Politik dürfte es deshalb liegen, so wenig Holz als möglich zuzutragen.
Snells Artikel in der Berner Zeitung ist zwar für uns Beide sehr freundschaftlich gehalten, mit Bezug auf die Sache selbst aber mit solchen Klauseln verbarrikadirt, daß man wohl sieht, daß er nicht mit ganzem Herzen in dem Ding ist. S. wünscht die Pr [...?] &. and. derartigen Kram. Es ist mir immer [...?] daß er sich mit andern, als rein politischen [...?] Fragen niemals ex fundamento beschäftigt habe &. deshalb durch gute Zwecke zu unrichtigen Mitteln verführt werde.
Ueber die hiesige polit. Stimmung kann ich Dir nur gute Mittheilungen machen; der letzte Große Rath hat das Volk befriedigt &. die Münzeinlösung hat ganz die gehoffte, auf praktische Fragen ablenkende, Wirkung hervorgebracht. – Dagegen steht es nach Privatmittheilungen aus dem Thurgau dort für Kern schlimm.
Dir viele Freuden wünschend, grüßt Dich von Herzen
Dein
J. Dubs.