Hochgeachteter Herr.
Ich beeile mich Ihnen anzuzeigen, daß Herr Professor Geib einem Ruf nach Tübingen folgt und schon im nächsten Semester uns fehlen wird. Da der Lectionskatalog für dasselbe noch nicht gedruckt erschienen ist, – der Pedell behauptet, die von Hr. Fritzsche ihm aufgetragene Revision der Bibliothek nach der Translocationsarbeit habe ihn aufgehalten, doch sind Correcturexemplare vorhanden, – so ist Herr Geib berechtigt, uns schon nach Ende des laufenden Semesters zu verlassen; ich werde ihm aber vorstellen, daß außer dem obwaltenden Verhältnissen er eine solche Rücksichtslosigkeit nicht leicht verantworten könne. – Ein Gerücht, Erxleben werde Mitglied eines Justizcollegium in Hannover, klingt für ihn und uns so gar sehr erwünscht, daß ich an dasselbe noch nicht zu glauben wage.
Jedenfalls wird unsre juristische Facultät Null werden, wenn es nicht gelingt, noch aufs Wintersemester wenigstens Eine Stelle zu besetzen. Daß Momsen annähme, habe ich unlängst versichern hören.
Indem ich Ihnen von diesem Stand der Dinge Kenntniß gebe, bevor die officielle Anzeige an Sie gelangen kann, bedaure ich nur, daß Sie immer noch überbeschäftigt in Bern weilen müssen, und bin ganz bereit, irgend einen Auftrag, den Sie mir geben würden, beßtmöglich zu besorgen.
Die Hochschulberichte zögern so lange, daß ich doch einige Correcturen eingesandt hätte, wenn ich vorher gesehen hätte, daß dazu noch Zeit sei.
Hochachtend
Ihr freundschaftlich ergebener
Dr. Alex. Schweizer
Zürich 12 Aug. 1851.
P. S. Gestern Abend ist Oken gestorben und wird Donnstags beerdigt.