Zürich den 3 Juli 1848.
Lieber Freund!
Gestern erhielt ich beyliegendes Schreiben, das mir im Intresse der Eidgenoßenschaft sowohl als des Geldverkehrs jedenfalls der Erörterung werth scheint, obwohl ich bezweifle, daß man den sämmtlichen darin enthaltnen Wünschen entsprechen könne. Ich übersende Dir dasselbe zur Einsicht u in der Meynung, daß du gutfindenden Falls etwa mit Hrn Stämpfli oder andern Vorörtlern Rüksprache nehmest. Sie sehen hier wenigstens die Gründe, warum das Eidg. Anleihen bey den Geldhäusern so wenig Anklang findet; dieselben nehmen Anstand an einem entfernten Forum u an den Hypo theken aus andern Kantonen; letztres ist theilweise jedenfalls begründet. Die Hauptschwierigkeit dürfte darin bestehen, nun mehr für weitere Anleihen ein neues System einzuführen, denn auf die schon gemachten Anleihen könnte es nicht rükwirkend gemacht werden, weil dadurch jura quaesita verletzt würden. Ferner ist der Umstand schwierig, daß man nicht in alle Kantone, aus denen Gelder herflossen, Hypotheken deponiren wird. Was sollten dann diese Creditoren anfangen, wenn die andern, welche in ihrem Kanton ein Hypotheken-Depositum hätten, darauf ein Prioritätsrecht erhielten? – Man müßte etwa mehrere Kantone | für einen Hypotheken-Kreis (sit venia verbo!) zusammennehmen. – Indeß die Eidgenoßenschaft muß nun einmal Geld haben u wenn sie auswärts keines erhält, so wird sie Mittel ergreifen müßen, um den Credit ihres Anleihens zu erhöhen u vielleicht könnte man doch sich auf einige Modificationen verständigen. –
Seyd ihr glüklich angelangt? – Ich habe mir öfters eure Ge sichter vorgestellt, als ihr bey dem schändlichen Wetter beysammen im Wagen waret. – Indeß post nubila phoebus. Du lernst jetzt das Berner Regiment etwas näher kennen; ich bin begie rig, was du dazu sagen wirst. – Hier nichts neues! Das lustigste sind jetzt die Unzahl Visiten der Candidaten, welche des guten Weiss hinterlaßene Salzfaktorstelle erben möchten; es ist für mich ein sehr verdrießlicher Handel, weil viele derselben zu meinen nähern Bekannten gehören, u jeder glaubt, das Resultat hänge nur von mir ab.
Ich danke Dir für dein letztes Schreiben u für die vielen Geschäfte, welche du mir noch abgenommen hast. –
Mit herzlichem Gruß
dein F J
Herrn Zehnder lasse ich ebenfalls grüßen u meine alten Tagsatzgs Collegen, wenn mir einer nachfrägt.