Lieber Freund!
Du bist, wie ich gestern Abend vernahm, immer noch sehr angegriffen, was mich gar nicht wundert. – Ich mache mir erst jetzt ernstliche Vorwürfe, daß ich dir die Geschäfte der Aufsichtsbehörde noch nicht abgenommen habe u ich will es von nun an gerne thun. – Ich danke dir sehr für die vielen Aufopferungen u bitte dich dringend, dich nun etwas zu schonen. Schicke mir daher die Acten der pressanteren Geschäfte vom Rath des Innern, die du noch haben magst; ich habe wohl morgen Zeit, dieselben an Hand zu nehmen. –
Gestern Nachmittag wurden auf Hrn Eßlingers Anhalten die liberalen Mitglieder des Reg.Raths einige Augenblicke bey Hrn Zehnder versammelt. Er wollte noch seine nähern Explikationen geben u dahin wirken, daß ihm die Mißachtung seiner Collegen nicht ins Privatleben folge. Unnütze Auf-gabe! Denn niemand hat ihn ja angegriffen, sondern du wolltest dich nur vertheidigen gegen Äußerungen von ihm!|
Man benutzte natürlich diesen Anlaß, ihn zu begütigen u ihn zu ersuchen, die Sache nun liegen zu lassen. - Auf der andern Seite wurde natürlich auch Deiner in allen Ehren erwähnt u dieselbe Hoffnung ausgesprochen. Das Nähere mündlich, wenn Hr Bollier es dir noch nicht mittheilte. –
Von Herzen gute Besserung u freundlichen Gruß von
Deinem
F J
Sontag den?
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✲Datierung gemäss Briefkontext.