

Zürich 9 Juli 1831
Liebster, bester Lehrer!
Theuerster Freund!
Wie freue ich mich, bald für lange zu Ihnen kommen zu können; denn
Donner-
stags gehen meine Ferien an, die vier Wochen dauern werden.
Ob ich Donnerstags bey Ihnen bleiben werde,
oder nicht, ist ungewiß. Ihre Hausmutter in Zürich schlägt Ihnen für diese zahlreiche Gesellschaft
folgenden Küchenzettel vor: 1. Erbsensuppe. 2. Gesottenes
Rindfleisch. 3. Gesottene Erdäpfel oder Erdäpfel in der Mundur
mit einem Stock Butter. 4. Eine wohlgenährte (!)
Hamme mit Salat, (für welchen wir sorgen werden). 5.
Verbratene Kugeln oder sollte Töde diese Fabrication nicht verste-
hen, ein anderes in ihre Wissenschaft einschlagendes Küchlein.
Anmerkung für den Leser: Sollten noch beschnittene
Aepfelstücklein vorräthig seyn, so könnten davon als zweytes Gemüse gegeben werden. Zum Abendessen würde man von Zürich aus für Eier-
zöpfchen sorgen. Dem umsicht⌜ig⌝en Hausvater braucht es
nicht erst gesagt zu werden, daß er in dieser Hinsicht die
nöthigen Vorkehrungen treffe, ehe er das Haus verlasse, damit die
bedächtliche Dienerinn während seiner Abwesenheit Alles zu
di⌜e⌝sem Empfang vorbereiten können, denn wir zählen ganz
bestimmt auf Sie für den Heinrichstag. Papa's Husten verliert sich;
Mamma
geht es im Ganzen immer gleich, ausgenommen, daß sich seit gestern die Geschwulscht zertheilte.
Wahrscheinlich werde ich Montags diesem Brife noch etwas beyfügen.
Indessen umarmt Sie recht herzlich Ihr
Alfred |
11ter Juli
Diesen Morgen früh, mein Theuerster, erhielt ich Ihren
lieben Brief, für den ich Ihnen tausend Mahl danke. Sehr freute
es mich, daß Sie zwey Tage in Zürich, in Ihrer so freund-
lichen Heimath, verweilen werden. Ich sage «zwey Tage»; denn
natürlich einem solchen Anlaße weicht eine Turnfahrt, die dann
auf ein ander Mahl verschoben werden kann, daß Sie aber zu
Stande kommen werde, hoffe ich doch! Johann wird unfehlbar morgen Sie abhohlen und wird uns einen lieben,
guten Mann bringen, der uns so ganz angehört, und von dem
wir auch nicht einen Punkt
den Bubikonern
abtreten!! Ja!! wahrlich!! Mamma ist heute den ganzen Morgen angegriffen
und es ist I ⌜i⌝hr ziemlich übel.
In der freudigsten Erwartung einen mir ⌜und⌝
uns Allen so theuern Mann bald in unserer Mitte zu sehen,
schickt Ihnen die herzlichsten Grüße von seinen und Ihren
Lieben und umarmt Sie Ihr
mit ganzer Seh ⌜e⌝le an Ihnen hängende
Alfred