Hochgeehrter Herr & Freund!
Da nun die Bötzberg frage ernstlich in Anregung kommt, so möchte ich Sie auf die beiliegende Nachricht der Schaffhauser Zeitung bezüglich Zusicherungen über Fortführung der sog. Waldshuterbahn bis Schaffhausen aufmercksam machen. Auf unserm Büreau arbeitet ein Constanzer Ingenieur, der von Amerika kommend jüngst seine Freunde auf jener Linie und in Constanz besuchte. Der sagte mir, man zweifle in Constanz gar nicht an der Fortführung bis dahin, obschon es ihm selbst eine verfehlte Linie scheine. – Ferner ist man in St. Gallen allerdings auf die Linie Basel – Schaffhausen –St. Gallen zuversichtlich erpicht. Es soll diese der Triumph sein über Romanshorn Zürich Basel. Ich glaube fest, man ist daselbst sehr orientirt und der Sache insofern sicher. – |
Ich theile Ihnen dies nicht als Neuigkeiten mit, sondern als allfällige Belege dafür, daß alle badischen Zusicherungen an Zürich daß man in Waldshut stehen bleiben wolle, sicherlich unzuverläßig sind. Die Badenser sind hierin glaub' ich nicht ehrlich. – Schon seit 2 Jahren treibt Hoffmann in St. Gallen mich immer an, ich solle die « Zürcher» für Waldshut anfeuern und lockt mich mit der Linthlinie. – Zürich ist daher ganz sich angeschmiert, wenn sie darauf weiter eintreten. Andrerseits ist nach den Neufchateler Journalen die Lyoner Gesellschaft sehr warm dafür von Besancon aus eine Zweigbahn gegen die Schweiz hin zu erstellen und | ruft die drei bis vier Partheien Jougne, St Croix, Verrières und Locle zur Verständigung auf und zum Entgegenkommen. Diese Gesellschaften sind aber ohnmächtig dazu, sodaß es hohe Zeit ist, durch Engagirung der franz. Ostbahn den Vorsprung zu gewinnen. Einen dritten Juratunnel wird man dann einstweilen wohl unterlaßen. Wenn ich so frei bin, Ihnen diese Plänkeleien einzuberichten, so geschieht es, weil Sie jezt zu Hause gebannt, weniger vielleicht auf dieselben stoßen. Auf dem Museum ist dies meine regelmäßige Aufgabe. – Bei den jezt schwebenden Fragen, wird aber Zürich noch einmal und jezt wohl zum lezten Male aufgerufen, seine natürliche | Lage geltend zu machen; – wenn diesmal wieder alte Liebhabereien siegen sollten, so ist die Position wohl verloren für immer. – Hoffentlich werden die Winter thurer und Thurgauer diesmal venünftig sein. An Waldshut haben beide kein Interesse. – Kommt aber diese Zweigbahn der badischen Linie nicht zu Stande, so fällt vielleicht die ganze badische Wirthschaft am rechten Rhein-Ufer, jedenfalls aber wird die Linie unschädlicher; weil der Hauptverkehr nämlich der französische sich massenhaft directe Zürich zuwendet; – Der deutsche wird sich dann sicherlich auch finden. Soviel als schwaches Panegyrikum zum allein selig machenden Bötzberg.
Ich hoffe Sie auf unbedingter Besserung bitte wegen meiner Eilfertigkeit ab und schließe mit den hochachtungsvollsten
Emphelungen Ihres ergebensten
A R Planta
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✲Datierung gemäss Briefkontext.